COMPUTERWELT Ausblick 2019: Peter Lieber, Softwareunternehmer und VÖSI-Präsident
Welche IT-Themen werden für Anwender 2019 eine wichtige Rolle spielen und warum?
Ich sehe derzeit fünf große Trends: Cyber-Security, Robotik und selbstfahrende Autos, Sensorik, Big Data und Künstliche Intelligenz sowie E-Health. Eines der wichtigsten Themen wird 2019 das Thema Cyber-Security sein, und zwar sowohl für Hersteller als auch für Anwender. Damit meine ich primär nicht das derzeit laufende Spiel mit der Angst. Vielmehr geht es mir um Verantwortung für sichere Software: Diese lässt sich nicht mehr an „die IT auslagern“, sondern wird zu einer Kernaufgabe bei der Softwareentwicklung. Dieser Schritt wurde im Bereich „Safety“ (für funktional sichere Software) schon vollzogen, nun muss auch die „Security“ für jede Art von Software folgen. Safety, Security und Privacy by Design sind daher 2019 für uns alle von großer Bedeutung.
Gibt es IT-Themen, die Ihrer Meinung nach gehyped werden, diesen Hype aber gar nicht verdient haben?
Ich nenne nur Künstliche Intelligenz mit Machine Learning, Blockchain, etc. Aber es gibt viele Themen, denen es gut tun würde, wenn sie sich langsam und stetig entwickeln könnten, anstatt gehyped zu werden. Das Dilemma bei allen Hypes ist nicht die Technologie, sondern die unglaubliche Anzahl von Profiteuren durch die Überbetonung eines Themas. Dazu zählen etwa Analysten, Berater und letztlich auch Hersteller.
Wie helfen Sie Ihren Kunden, ihren Datenschatz zu heben, sprich das Optimum aus ihren Daten herauszuholen?
Wir geben unseren Kunden Werkzeuge in die Hand, mit denen sie in allen Facetten die Komplexität ihrer Daten– und Informationsvielfalt modellieren, abstrahieren und damit besser managen können.
Inwiefern beeinflusst künstliche Intelligenz heute schon die von Ihnen angebotenen Produkte und Services?
Ein wesentlicher Einfluss ist der Paradigmenwechsel der schon stattgefunden hat: Anstatt zum Beispiel jede Eventualität in ein Auto einzuprogrammieren, trainiert man heutzutage Autos auf Situationen. Pro Sekunde und Fahrzeug werden mittels Lasersensorik mehrere tausend Informationen erfasst, gespeichert und verarbeitet. Am Anfang sind diese Systeme relativ „dumm“ (und technisch korrekterweise bleiben sie es eigentlich auch) – aber alleine auf Grund der vielen Informationen, die nicht nur von einem Individuum einzeln erlernt werden, sondern von einem ganzen Kollektiv gleichzeitig – wird KI menschlichen Erfassungs- und Lernfähigkeiten deutlich übertrumpfen. Von wirklicher Intelligenz oder den perfekten Filtermechanismen der Natur ist das alles noch recht weit weg, aber es ist dann nur noch ein recht kleiner Schritt über diesen Rubikon.
Kann man als Unternehmen ohne Cloud künftig noch überleben? Wenn ja wie bzw. wenn nein warum nicht?
Ohne Cloud (also ohne das Internet) wird es meines Erachtens nie mehr gehen. Aber ob man alles in die Cloud stellen wird, wage ich zu bezweifeln. Es wird auch da nach einer gewissen Zeit wohl bei einem vernünftigen Maß einpendeln. So löst bei mir etwa der Trend, bestimmte Produkte nur noch als in fremden Systemen gehostete Services zur Verfügung zu stellen, keine Begeisterungsstürme aus. Lieber sind mir Systeme, bei den ich weiter auswählen kann.
Was war ihr persönliches IT-Highlight des Jahres 2018?
Für mich war das das ganz eindeutig Cyber Security Modelling. Diese völlig neuartige Methode konnten wir im Rahmen eines EUREKA Projekts (finanziert von der FFG) für den Internet-of-Things-Markt entwickeln. 2019 werden wir uns daher auch damit beschäftigen, diese Erfindung in Projekten erfolgreich anzuwenden.