VÖSI war dabei: Kritische Betrachtungen zum Bürgerinnendialog zu Automatisierter Mobilität von Rüdiger Maier (2)

24. April 2019 IT-Standort

Am Samstag, 6. April 2019, beteiligten sich fast 170 Personen in Österreich an einem Bürgerinnen-Dialog zu Automatisierter Mobilität. Auffallend war dabei, dass gerade zu solchen Themen der Digitalisierung ein deutliches Informationsdefizit besteht. Dies eröffnet also ein breites Tätigkeitsfeld für den VÖSI und ähnliche Institutionen.

Bericht von DI Rüdiger Maier, VÖSI, Leiter Themennetzwerk „Gesellschaftliche Aspekte der Digitalisierung“

Die Diskussion

Nun galt es, an den von einer Person moderierten Tischen (mit ca. 5-6 Bürgern) zum Thema zu diskutieren. Dabei zeigte sich schnell, dass der Ablauf sehr straff organisiert war und für die Diskussion letztlich wenig Raum blieb. Das breite Themenfeld wurde in vier Teile strukturiert (Mobilitätsalltag, Vertrauen in Computersysteme, Szenarien der Automatisierung, Vertrauen in Problemlöser). Dazu waren jeweils ein Gruppen-Fragebogen (Einigung in der Gruppe bei jeder Antwort) und ein persönlicher Fragebogen auszufüllen. Als Informationsquelle dienten vor jedem Diskussionsteil Videos, in denen Menschen aus verschiedenen Ländern kurze Statements zum jeweiligen Thema gaben. Das war zwar sehr kurzweilig und unterhaltsam, tiefergehende Information wurde dabei (schon wegen der Kürze der Beiträge) jedoch nicht vermittelt. Selbst in den Interviews tauchten letztlich Stimmen auf, die meinten, wenn sie vorher mehr über das Thema gewusst hätten, hätten sie die Fragen wohl ganz anders beantwortet. Diesen Eindruck hatte ich auch für unsere Gruppe, da eben auch die Zeit für Diskussionen zu kurz bemessen war. Gänzlich unmotiviert erschien uns auch die Einspielung aller Interviewpartnerinnen mit lachendem Gesicht am Ende der ersten und letzten Videoeinspielung. Welche Information sollte uns von den schweigenden, lachenden Menschen vermittelt werden?

Als erfahrenem Öffentlichkeitsarbeiter fällt mir dazu die vom Wiener Kommunikationswissenschaftler Roland Burkart entwickelte „Verständigungsorientierte Öffentlichkeitsarbeit“ ein. Sie setzt auf drei Stufen: Information, Diskussion, Diskurs. Um also eine Diskussion auf „Augenhöhe“ führen zu können, bedarf es zunächst einer ausgewogenen und die Standpunkte der beteiligten Interessensgruppen darstellenden Information. Denn erst wenn alle Beteiligten das zu diskutierende Thema in einen durchaus „Persönlichen Rahmen“ einordnen können, lässt sich eine tiefergehende Diskussion beginnen. So ein Verfahren ist natürlich aufwendiger durch die vorgeschaltete „Informations-Einheit“, aber nur so ist eine informierte Meinungsbildung überhaupt möglich. Entfällt diese Informations- und Reflexionsphase, so ist man ganz den von außen kommenden und sehr gut steuerbaren Einflüssen ausgesetzt.

Bild „Copyright: Paar“

Teil 3 folgt!