VÖSI Präsident zum neuen Regierungsprogramm
Peter Lieber begrüßt, dass Österreich sich zumindest wieder bemüht zum eGovernment Land No1 (zumindest) in Europa zu werden – die letzten 20 Jahre sind ja defakto fast alle anderen Nationen links und rechts an Österreich vorbeigezogen und der Weg zur Vorzeigenation e-Estonia ist noch weit. Dazu braucht es nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern auch den Mut zum Überdenken bisher eingeschlagener Wege und Seilschaften, die teilweise wortwörtlich aus dem letzten Jahrtausend stammen.
Das Bekenntnis zu OpenData halten wir für einen sehr wesentlichen Schritt dabei, wobei OpenData nicht nur proprietäre Datenformate hervorbringen sollte, sondern sich an international bewährten Standards. Das Beispiel Wiener Linien, die meinten, dass Unternehmen wie Google sich an das Datenformat der Wiener Linien annähern solle, anstatt das weltweit benutzte Format zu verwenden, liegt noch nicht lange zurück.
Beim Breitbandausbau wird es höchste Zeit das Versprechen vergangener Regierungen einzuhalten, wobei tatsächlich eine gleiche Bandbreite für alle vs. notwendiger Bandbreiten erneut evaluiert werden sollte, der Bedarf in Ballungszentren steigt auch schneller und ein Ziel 1GBit flächendeckend via 5G bereitstellen zu wollen ist zwar nett, aber defakto werden in wenigen Jahren 100 oder mehr GBit erforderlich sein und im Sinne der Verlässlichkeit ist ein Kabel immer noch ein Kabel (auch wenn es aus Glas ist).
Auch WLAN hat noch immer eine relevante Berechtigung und Konzepte die Beleuchtungsinfrastruktur mit WLAN zu kombinieren hat sich in anderen Staaten durchaus bewährt.
Den Gedanken Internetverfügbarkeit (die Leitungen) analog zu Wasser, Kanal, Netzbereitstellern Strom/Gas zu betrachten würde ich auch nicht verwerfen wollen. Internet in jedem Haushalt darf nicht nur von erfolgreichen Telekom-Lobbyisten bewerkstelligt werden können, sondern sollte mehr in Bürgerhand inkl. Bereitstellung von Internet für sozial benachteiligten Gruppen.
Die Startup Story ist zwar nett, aber unglaubwürdig – hier wäre auch mehr Mut z.B. tatsächliche Steuerbefreiung für einen Zeitraum oder eine Einschleifregelung sinnvoll und wünschenswert – das leben auch schon mutig andere Staaten vor.
Das buzzwords wie Blockchain oder KI ins Regierungsprogramm gefunden haben – ist zumindest vielversprechen – mal sehen, ob die Regierung auf die Buzzword Verkäufer reinfallen oder tatsächlich in der Lage sein wird echte Innovation zu erkennen und zu beurteilen u.v.a. auch anzuwenden.
Es hat einen guten Grund, warum man in unserer Branche sagt: „Wenn du in Österreich was werden willst, dann musst du Österreich zuerst verlassen, woanders etwas werden und dann wenn du wiederkommst, dann hast du eine Chance auch in Österreich was zu werden!“.
Beim Thema Bildung ist mehr wenig innovatives aufgefallen – bis auf 2 Dinge: Gymnasien oder Universitäten bilden nicht für den Markt aus – erstere bilden zum Humanismus und zweitere für Forschung aus und nur sekundär für den Markt. Für den Markt bilden aus: der Markt (die Firmen), Fachschulen, Höhere Technische/Wirtschaftliche Lehranstalten und natürlich Höhere Fachschulen. Wir brauchen bei aller Liebe zur Technizität v.a. auch Raum für Humanismus, Soziale Veranwortung und Ethik – dahingehen ist die Kooperation zwischen Türkis und Grün zumindest ein Hoffnungsschimmer.