„Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel“ – ÖGV und VÖSI zur Homeoffice Regelung

29. Januar 2021 IT-Standort

ÖGV und VÖSI begrüßen prinzipiell die dringend notwendige Homeoffice-Regelung. Die jetzt getroffene Vereinbarung ist ein wichtiger Start, birgt aber noch Verbesserungspotenzial Der ÖGV befürchtet zudem eine Insolvenz- und Pleitewelle bei EPU und Kleinbetrieben.

 „Homeoffice is here to stay – die Arbeit von zu Hause ist heute mehr denn je Realität. Daher braucht es einfach auch saubere Regelungen, sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer“, ist Peter Lieber, Präsident des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV) und des Verband Österreichischer Software Industrie (VÖSI), überzeugt.

Er sieht das vorliegende Maßnahmenpaket allerdings auch kritisch: „Einfach zusammengefasst würde ich sagen: Das ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.“ Die geplante steuerliche Begünstigung in der Höhe von max. 50 Euro im Monat erachtet der ÖGV als zu wenig. „Hier wäre das Doppelte an steuerlicher Begünstigung sicher angemessener.“ Und noch eine Anregung kommt vom ÖGV. Wichtige Voraussetzung, damit Homeoffice funktioniert, ist ein leistungsfähiger Internet-Anschluss in den eigenen vier Wänden: „Ein echter Gewinn wäre daher ein Engagement der Politik und zusätzliche finanzielle Unterstützung für die rasche Realisierung eines leistungsfähigen Breitband-Internet-Anschlusses für alle im Homeoffice“, so Lieber.

Zustimmung kommt vom ÖGV zum Punkt der schriftlichen Betriebsvereinbarung für Homeoffice die sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern die freiwillige, flexible Möglichkeit gibt, ihren Arbeitsalltag sinnvoll und angepasst an die jeweilige Situation zu bewältigen.

Peter Lieber, der auch Präsident des Verbands der Österreichischen Software Industrie (VÖSI) ist, stellt fest: „Das Thema Homeoffice ist schon seit vielen Jahren in nahezu allen IT-Unternehmen selbstverständlich. Darüber hinaus ist mobiles Arbeiten und „working from anywhere“ für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in IT-Berufen und in Büro-Jobs normal.“ Früher waren die Mitarbeiter allerdings maximal ein bis zwei Tage pro Woche im Homeoffice – heute ist Homeoffice vielfach die Regel und nicht die Ausnahme. Daher ist es gut und wichtig, ein Homeoffice-Maßnahmenpaket zu überlegen, das für alle Beteiligten langfristig Klarheit schafft – auch für die Post-Corona-Ära“, so Lieber.

Lieber selbst geht als Unternehmer mit gutem Beispiel voran: In seinen eigenen Unternehmen, u.a. Sparx Services und LieberLieber Software, haben alle Beschäftigten die Option, sowohl zeitlich als auch örtlich flexibel zu arbeiten, seit dem März 2020 befinden sich nahezu alle Mitarbeiter ausschließlich im Homeoffice.

Warnung vor Insolvenz- und Pleitewelle

Vielen Unternehmen „steht das Wasser derzeit trotz zahlreicher angekündigter Hilfsmaßnahmen bis zum Hals“, betont Lieber. „Wir werden im ersten Halbjahr eine Pleite- und Insolvenzwelle erleben. Lange lässt sich der Lockdown Status nicht mehr aufrechterhalten, sonst richten wir damit tatsächlich viele Ein-Personen-Betriebe (EPU), Kleinbetriebe, Gastronomie und Hotellerie, Dienstleister, aber auch Gewerbebetriebe zugrunde“, warnt Lieber.

Die Corona-Hilfen der Regierung hält Lieber, zwar grundsätzlich für richtig gesetzt. „Allerdings war die Antragsstellung alles andere als einfach, die Abwicklung der Hilfszahlungen dauert vielfach einfach zu lange“, so Lieber. Auch die Behandlung der EPU und Kleinbetriebe (und zwar nicht nur im IT-Sektor) wird von Lieber kritisiert: „Sie werden mit 500 bis 1.000 Euro aus dem Härtefallfonds abgespeist, gerade Klein- und Kleinstunternehmen sollten in Krisenzeiten mehr und vor allem sehr viel schneller unterstützt werden“, fordert Lieber.