Wettrennen um IT-Fachkräfte: Peter Lieber und VÖSI Mitglied Enterprise Training Center (mit Geschäftsführer Michael Swoboda) beim COMPUTERWELT Roundtable IT-Fachkräftemangel und IT-Recruiting

15. April 2021 IT-Standort

Seit Jahren ist der IT-Fachkräftemangel ein Dauerbrenner – aber die Corona-Krise hat den Fachkräftemangel im IT-Sektorjetzt noch weiter verschärft. Erfolgreiches IT-Recruiting ist in Zeiten wie diesen gar keine leichte Aufgabe. Zur aktuellen Situation hat die COMPUTERWELT im März fünf Expertinnen und Experten zum Roundtable geladen.

Eigentlich hat sich die letzten zwanzig Jahre nichts verändert – außer, dass es immer mehr fehlende IT-Fachkräfte gibt. Aber gleichzeitig ist die Bereitschaft der Unternehmen, Ausbildungsverantwortung zu übernehmen, gesunken“, stellt Peter Lieber, Präsident des Verbands Österreichischer Software Industrie (VÖSI), fest. Man verlasse sich auf die vielen Ausbildungsinstitutionen, HTLs, FHs und Universitäten, allerdings werden von den Unternehmen viel zu wenige Lehrlinge ausgebildet, kritisiert Lieber: „Wien sorgt zwar für 80 Prozent des IT-Umsatzes in Österreich, hinkt aber in der Lehrlings-Ausbildung gewaltig hinterher. Die Ausbildungsverantwortung ist der wichtigste Punkt, bei dem wir ansetzen sollten.“ Außerdem gelte es, den Arbeitsmarkt genauer anzusehen, es gebe auch einige arbeitslose IT-Leute, die etwa älter als 50 Jahre sind. „Bei größeren Unternehmen werden Mitarbeiter ab 50 Jahren schon aussortiert. Manche machen sich dann selbständig, daher haben wir auch eine extrem hohe EPU-Quote. 70 Prozent der IT-Unternehmen in Österreich sind Einpersonen-Unternehmen“, legt Lieber eine Zahl auf den Tisch. Zur Corona-Situation bemerkt der VÖSI Präsident „dass unsere Branche überraschend gut dasteht. Das Thema Digitalisierung ist damit durch. Die gute Nachricht ist: Man diskutiert nicht mehr, ob man digitalisieren muss, sondern nur noch wie und wann. Die schlechte Nachricht ist: Alle Branchen haben dafür zu wenig Ressourcen und zu wenige Leute.“ Es fehle in den Unternehmen einfach vielfach bei der internen IT-Fachkompetenz, betont Lieber. Das sorge bei der IT-Branche zwar für volle Bücher und gute Auftragslage, aber verschlimmere insgesamt die angespannte Lage bei den IT-Fachkräften, stellt der VÖSI-Präsident fest oder anders gesagt: „Die Auftragslage und die Umsätze der IT-Branche passen – aber die Leute, die die Aufträge machen sollen, fehlen.“ Ein Lösungsansatz sei, in Ländern, wo der Arbeitsmarkt schlecht aussieht, wie etwa in Spanien, Jugendliche anzuwerben, und sie in IT- und Deutsch-Kursen zu Nachwuchs-Fachkräften auszubilden. Vielfach suchen IT-Unternehmen auch IT-Spezialisten aus dem Ausland, sagt Lieber.